„Ich kaufe Wienerisch.“ Zehn Wiener Promis erklären, warum und wo sie lokal einkaufen. Gerd Millmann im Gespräch mit Danielle Spera, der Direktorin des Jüdischen Museums Wien. Über Zivilgesellschaft und die Liebe zum Handwerk.

Gerd Millmann: Wann hat sich Österreich wieder von dem enormen Verlust an Kreativität, Schaffenskraft und Wissen erholt, den das Land durch die Shoah erlitten hat?

Danielle Spera: Der Verlust wirkt bis heute nach. Das ist in vielen Bereichen zu spüren. Und in der Nachkriegszeit hat lange der Geist des Nationalsozialismus überwogen. Die Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten und die Diskussion über seine Kriegsvergangenheit haben einiges ausgelöst. Erstmals wurde der Satz „Ich habe nur meine Pflicht getan“ stark hinterfragt und kritisiert. Diese Auseinandersetzung hat zur Entstehung der Zivilgesellschaft in Österreich geführt. Wien war damals eine graue, enge Stadt, uninteressant und provinziell. Das hat sich völlig geändert. Heute ist Wien spannend, kreativ, weltoffen und bietet in der Kulturszene für jeden etwas.

Wie entwickelt sich das jüdische Wien?

Spera: Die jüdische Gemeinschaft wird nicht größer, aber sie ist sichtbarer. Die Infrastruktur vor allem im zweiten Bezirk mit mehreren koscheren Fleischhauern und Supermärkten ist ja deutlich zu spüren. Nicht zuletzt ist das Jüdische Museum selbst mit seinen steigenden Besucherzahlen ja auch ein deutliches Statement.

Wo kaufen Sie gerne in Wien ein?

Spera: Wien hat so viele interessante Designer: Die Taschen von Horn, Reiter Schuhe oder die Firma Jones, mit deren Eigentumern Gabor und Doris Rose mein Mann und ich befreundet sind. Hemden fur meinen Mann kaufe ich gerne bei Venturini. Huber & Lerner ist ein wunderbares Papiergeschäft, das man sonst kaum noch findet. Wir sprechen zwar von der papierlosen Gesellschaft, aber ich schicke gerne Grußkarten. Auch die Vienna Stores mit ihren innovativen Produkten sind für mich ein Fixpunkt, da ich oft verreise und Geschenke aus Wien mitbringe. Die Liebe zum Handwerk ist mir wichtig. und das Handwerk ist etwas sehr Wienerisches.

Ein Geschäft, das ich besonders schätze, ist die Firma Lobmeyr. Hier findet man auch von der Einrichtung her einen der letzten erhaltenen Traditionsbetriebe, der auch neues österreichisches Design anbietet, wie etwa die Normalzeit von Fredi Brodmann. Wenn es um Kulinarik geht, dann nenne ich Trzesniewski oder Demmers Teehaus, mit ihren verschiedenen Geschäften in Wien. Die Porzellanmanufaktur Augarten ist ebenfalls ein Traditionsbetrieb, von dem ich sehr angetan bin.

Werden Sie im Museum auch einmal die berühmten jüdischen Kaufhäuser beleuchten?

Spera: Ja, ab Mai 2018 werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit und stellen die vielen jüdischen Kaufhäuser vor, die die Geschäftskultur Wiens vor 1938 prägten, aber auch das Textilviertel, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien entstanden ist.


„Ich kaufe Wienerisch“ ist eine Initiative der Wirtschaftsagentur Wien. www.wirtschaftsagentur.at


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