„Ich kaufe WienerIsch.“ Zehn Wiener Promis erklären, warum und wo sie lokal einkaufen. Gerd Millmann im Gespräch mit dem Schauspieler Jürgen Maurer. Über Motorräder und selbst Gemachtes.

Gerd Millmann: Herr Maurer, wieso lehnen Sie an einem Haufen von Motorradreifen mitten in Ottakring?

Jürgen Maurer: Weil das der Betrieb von meinem Kumpel Alex Tichy und mir ist. Wir sind eines der wenigen Unternehmen, die im innerstädtischen Bereich von Wien noch Motorradservice anbieten. Alex ist der profilierte Motorradexperte und ich fahre irrsinnig gerne mit dem Motorrad, ich genieße das einfach – den Fahrtwind, das Wetter, die Gerüche. Ich bin schon als Jugendlicher bei Schnee und Eis mit dem Moped in die Schule gefahren.

Alex Tichy: Ich bin vor zweieinhalb Jahren zum Jürgen und habe ihm gesagt, dass ich diese Werkstatt übernehmen will. Jürgen hat mir bei der Finanzierung geholfen, wir haben einen Businessplan erstellt, sind um Genehmigungen gelaufen und heute ist es so, dass mir die Kunden die Türe einrennen. deshalb suche ich ja auch nach einem tüchtigen Mitarbeiter.

Maurer: Es ist schön zu sehen, wie etwas keine Kulisse ist, sondern echtes Leben. Mit Ängsten, Hoffnungen und allem, was dazu gehört. Wir haben ja so gerechnet: drei Jahre dauert es, bis wir überhaupt Luft schnappen können und nächstes Jahr, glaube ich, haben wir es geschafft.

Herr Maurer, Sie haben eine ungewöhnliche Karriere, als Kind haben Sie Ballett getanzt …

Maurer: … und Alex war im Brucknerchor bei den Sängerknaben. Ich habe damals gutes Geld damit verdient. Ich war der einzige Ballett-Bub im Klagenfurter Stadttheater. und da gab es viele irrsinnig nette Balletttänzerinnen, die sich liebevoll um mich gekümmert haben. dazu lange aufbleiben und Applaus. Ich glaube, das war der Keim für meine spätere Schauspielerei. Ich bin ja ein Quereinsteiger. Ich habe Grafik an der Akademie am Schillerplatz studiert.

Tichy: Unser Firmenlogo ist auch vom Jürgen.

Maurer: Ich bin grundsätzlich für selbst Gemachtes. Meine Nachbarin polstert alte Möbel, die hat vorher einen Job mit richtig gutem Einkommen gehabt, ein Bekannter hat die Radambulanz auf der Hernalser Hauptstraße aufgemacht. Das ist eine Art Antiglobalisierung, die kleinen Geschäfte, das regionale Kaufen usw. In deutschen Städten gibt es zum Beispiel gleich aussehende Filialen der großen Ketten, da weißt du gar nicht, in welcher Stadt du bist.

Herr Maurer, kaufen Sie Wienerisch?

Maurer: Sehr gerne sogar. Ich selbst kaufe meine Bücher ausschließlich in meiner Buchhandlung in der Ottakringerstraße und nicht bei großen Ketten oder Online. Der Greißler fällt bei mir aber weg, weil bei mir eine Supermarktfiliale im Haus ist.

Sie dürften aber gerade nicht sehr viel Lebensmittel kaufen, Sie wirken deutlich schlanker als vor einigen Wochen.

Maurer: (lacht) Ich drehe in Kürze wieder für „Die Spuren des Bösen“, da habe ich schon dreimal den Kommissar gespielt. Und jetzt kommt Teil Sieben und da habe ich wieder einen Auftritt. Der Kommissar dort ist kantiger als der Schneider bei den „Vorstadtweibern“. Abgesehen davon habe ich im Urlaub wirklich etwas über die Stränge geschlagen.


„Ich kaufe Wienerisch“ ist eine Initiative der Wirtschaftsagentur Wien. www.wirtschaftsagentur.at


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