„Ich kaufe Wienerisch.“ Zehn Wiener Promis erklären, warum und wo sie lokal konsumieren. Gerd Millmann im Gespräch mit Ottakringer Familien-Unternehmerin Christiane Wenckheim. Über 100jährige Bierrezepte und den „Wiener Schmäh“.

Gerd Millmann: Frau Wenckheim: Achten Sie privat auf wienerisches Einkaufen?

Christiane Wenckheim: Ja, schon. In der Familie schauen wir, dass wir lokal und saisonal einkaufen. Wir gehen sehr gern zum Naschmarkt, weil wir in der Nähe wohnen. Das Obst und Gemüse kostet dort zwar mehr als im Supermarkt, aber es schmeckt besser und hält länger – und es ist unterhaltsamer dort. Ein original Wiener Schauplatz, so wie die Brauerei. Der Naschmarkt feiert ja heuer seinen 100. Geburtstag und man hat das Gefühl, dass sich einige Standeln seither nicht viel verändert haben.

Das Ottakringer Bier wird seit 1837 in Ottakring gebraut. Wie hat denn so ein Ottakringer Bier vor 100 Jahren geschmeckt?

Wenckheim: So wie das „Wiener Original“, das es jetzt gibt. Wir haben dafür ein hundert Jahre altes Rezept aus der Schublade geholt.

Das Wasser für das Bier ist ja Wienerischer als das Wiener Wasser sonst, das Großteils aus Niederösterreich kommt.

Wenckheim:  Wir haben einen eigenen Quellwasser-Brunnen. Das Wasser für unser Bier kommt aus 118 Metern Tiefe, aus tausende Jahre alten Gesteinsschichten.

Was ist denn sonst noch „Wienerisch“ am Bier?

Wenckheim: Naja, Hopfen und Gerste wird in Wien nicht angebaut. Aber die Rezepte für unsere Biere und unsere Brautechnik, das sind neben dem Wasser die original Wiener Anteile am Bier.

Welchen Stellenwert hat die Brauerei für den heimischen Biermarkt?

Wenckheim: Tatsächlich gab es in Wien einst 47 Brauereien. Wir sind nun die letzte große Traditionsbrauerei. Und auch eine der letzten Österreichs. Zuletzt wurden wir beim diesjährigen European Beer Star, der Champions League der Bierbewerbe, als beste Brauerei Europas ausgezeichnet. Ottakringer konnte gleich in vier Bierkategorien abräumen. Das bedeutet, dass wir offiziell das weltweit beste Märzen und Pils brauen.

Unterstützen Sie Wiener Ideen abseits von Bieren und Getränken?

Wenckheim: Wir beherbergen zum Beispiel den „Fesch’ Markt“, da machen jungen Kreative ihre Kleider und ihr Design selbst. Das ist ein einmaliges Erlebnis, manche Designer und Designerinnen produzieren nur für dieses Event. Es gibt schon 200 Standler und 15.000 bis 20.000 Besucher kommen extra dorthin – vor allem die Jungen.

Sie waren in vielen Städten der Welt unterwegs. Was ist für Sie im Vergleich das Besondere an Wien?

Wenckheim: Hier trifft Tradition auf eine kreative Art auf Moderne. Das Zeitgenössische ist kein Widerspruch, sondern eine meistens kluge Weiterentwicklung des Bisherigen. In Wien blühen hunderte Ideen, ganz gleich ob in der Mode, in der Architektur oder im Start-up-Bereich.
Ich kann in meine Buchhandlung gehen und werde dort gut beraten, weil man meine Literatur-Vorlieben kennt. Am Naschmarkt wird mir mit launigen Worten empfohlen, was heute besonders gut schmeckt und wenn ich das dann tatsächlich kaufe, dann stimmt das auch.
Ich habe eine Riesenauswahl an Theater- und Kulturprogrammen, das haben nur sehr wenige Städte der Welt.
Und ich habe hier ein hohes Sicherheitsgefühl, eine tolle Infrastruktur und den „Wiener Schmäh“.


„Ich kaufe Wienerisch“ ist eine Initiative der Wirtschaftsagentur Wien.
www.wirtschaftsagentur.at


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