Bilderberger ein Ereignis, über das keiner der Teilnehmer ein Wort verlieren darf. Nach 2009 will Werner Favmann heuer in St. Moritz wieder dabei sein.

Von Gerd Millmann

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 15.5.2011

(St. Moritz) Kein Teilnehmer darf darüber berichten, es ist geheim und man kann sich dazu nicht selbst einladen. Das Bilderberger-Treffen ist eines der exklusivsten und geheimnisumwobendsten Veranstaltungen der Welt. Jedes Jahr im Juni treffen sich die Spitzen der Politik, der Wirtschaft und der Medien an einem hermetisch abgeschirmten Ort zum Tete-á-Tete. Heuer werden sich die Bilderberger von 9. bis 11. Juni 2011 im Grand Hotel Kempinski in St. Moritz über die Lage der Welt informieren.

Auch Bundeskanzler Werner Faymann hat im Sinn teilzunehmen und wird zum zweiten Mal nach 2009 unter den Staatsmännern und Wirtschaftsbossen weilen.

Vor zwei Jahren waren neben Faymann aus Österreich auch Erste Bank-Chef Andreas Treichl, Notenbank-Chef Rudolf Scholten und Oscar Bronner im griechischen Vouliagmeni dabei. Sie trafen dort u. a. auf den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, den Schweizer Rechtspopulisten Christoph Blocher, Siemens-Chef Löscher, die niederländische Königin Beatrix, David Rockefeller und Weltbank Präsident Robert Zoellick. Letztes Jahr war sogar Österreichs Staatsoberhaupt Heinz Fischer beim Gipfel in Spanien dabei.

Der Name Bilderberger bezieht sich übrigens auf das Hotel in den Niederlanden, in dem sich die Mächtigen Europas und Nordamerikas 1954 erstmals getroffen haben. Geblieben ist bis heute die Zusammensetzung der Teilnehmer. Die 130 Frauen und Männer kommen zu zwei Dritteln aus Europa und zu einem Drittel aus Nordamerika. „Das ist die Schwäche des Forums,“ schildert ein heimischer Teilnehmer. „Weder der ostasiatische, noch der arabische oder afrikanische Raum ist vertreten.“

Die Stärken des Treffens sind: Eine pünktlich und zügig durchgezogene Agenda ohne Tabus und die Möglichkeit zum privaten Plausch über Gott und die Welt am Ende der Tagesordnung. Das ist auch der Grund für die Geheimhaltung. „Ich kann dort die einfachsten Fragen stellen und weiß, dass es nicht an die Öffentlichkeit gelangt,“ weiß ein altgedienter Bilderberger aus Österreich.

Dass dadurch Verschwörungstheoretikern Tür und Tor geöffnet wird, ist ihm auch klar. Immerhin: Es gibt schon eine offizielle Homepage der Bilderberger, auf der die Teilnehmerliste und die besprochenen Themen angeführt wird. Cybertechnologie war ebenso Thema der Debatten wie die Finanzkrise und Soziale Netzwerke.

Das ist den Journalisten natürlich zu wenig an Information. Das Kempinski in St. Moritz wird wie bei den Treffen davor im Juni von gefinkelten Aufdeckungsjournalisten belagert werden, die sich als Hotelpersonal oder Reinigungsfachleute verkleidet Zugang zum Treffen verschaffen wollen.

Denn Fotos von den Treffen gibt es keine. Die Mächtigen der Welt müssen ihre Handys vor der Sitzung abgeben. Auch Bundeskanzler Faymann, der in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung betont, dass er als Privatmann in die Schweiz fahren will. So wie alle Teilnehmer des dreitägigen Stelldicheins.

Faymann macht es da mit seinen Vorgängern Franz Vranitzky und Alfred Gusenbauer nach, die auch die Bilderberger-Treffen zum inoffiziellen Gedanken und Meinungsaustausch auf höchster Ebene nutzten. Ebenso wie Ex-Minister Martin Bartenstein, Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, die Unternehmer Josef Taus und Hannes Androsch und der damalige BA-Chef Erich Hampel und der damalige steirische Landeshauptmann Josef Krainer.

„Natürlich bilden sich durch diese Treffen auch Freundschaften,“ weiß ein heimischer Bilderberger. „Das ist aber weder in der Politik noch in der Wirtschaft ein Nachteil.“

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 15.5.2011
Offizielle Website: http://www.bilderbergmeetings.org

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