Gerd Millmann im Gespräch mit Wiens Tourismus-Direktor Norbert Kettner. Über Manufakturen und Reisebüros.

Gerd Millmann: Ihre Aufgabe ist ja, Menschen nach Wien zu locken, damit sie hier Geld ausgeben.

Norbert Kettner: Ich helfe mit, dass die Menschen hierher kommen. Die Gäste wollen hier Dinge kaufen, die man nur in Wien bekommt. In der New York Times zum Beispiel war vor nicht allzu langer Zeit eine Geschichte ausschließlich über Shoppen in Wien, unter anderem im siebenten Bezirk. Dort entstanden viele kleine interessante Spezialgeschäfte. Im Luxusbereich wiederum gibt es in Wien neue und neu übernommene Geschäfte wie Scheer, Handschuhpeter oder Mühlbauer. Wien war immer eine Stadt der Manufaktur, diese Tradition lebt jetzt wieder auf und dazu trägt auch der Tourismus bei.

Früher sind die Touristen fast nur durch die Innere Stadt spaziert. Gibt es neue Plätze, die gefragt sind?

Kettner: Früher gab es außerhalb der City, überspitzt formuliert, gerade einmal Schönbrunn, Belvedere, Prater und das Hundertwasserhaus als relevante Orte. Jetzt suchen die Gäste vermehrt andere Orte auf, etwa den Naschmarkt, den siebenten Bezirk rund um die Neubaugasse, die neue WU und die Donauinsel.

Wie sieht denn der Wien-Tourismus der Zukunft aus?

Kettner: Ich glaube, die Reisen werden immer kurzfristiger geplant und immer individueller. Der Trend „live like a local“ dauert zwar noch an, aber dieses „du bist eine Zeit lang Bewohner der Stadt“ wird sicher abflachen. Bleiben werden jedenfalls die vielen Kongressgäste. Wien ist hier eine der weltweit gefragtesten Städte und jeder Kongressteilnehmer lässt durchschnittlich 534 Euro pro Tag in der Stadt.

Jetzt kommt ja Weihnachten, was wünscht sich der Tourismuschef vom Christkind?

Kettner: Die Investitionen in die Kultur dürfen nicht weniger werden, auch die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen – Stichwort Geschäftsstraßen. Die Geschäftsleute sind die Landschaftsgärtner der Stadt. Wien war immer eine Hauptstadt des Schaufensters, die Gestaltungen waren weltberühmt. Da sind wir inzwischen wieder auf einem guten Weg. Ich würde mich freuen, wenn es mehr lebendige Einkaufsstraßen gäbe.

Achten Sie selbst auf „Wienerisch kaufen“?

Kettner: Ja, lokal einzukaufen ist mir ein großes Anliegen. Ich recherchiere im Netz, besorge mir das, was ich brauche, dann aber meist im lokalen Geschäft. Üblich ist es ja leider umgekehrt. Hier im Reisebüro 7CS buche ich übrigens meine Privatreisen, ich kann das nur empfehlen. Es schont die Nerven und hat Qualität.


Dieses Interview wurde im Rahmen der Initiative „Ich kaufe Wienerisch. Zehn Wiener Promis erklären, warum und wo sie lokal einkaufen“ geführt, die von der Wirtschaftsagentur Wien beauftragt und im November 2016 in Wiener Printmedien geschaltet wurde.
Weitere Informationen: http://www.wirtschaftsagentur.at


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