„Ich kaufe Wienerisch“: Zehn Wiener Promis erklären, warum und wo sie lokal einkaufen. Gerd Millmann im Gespräch mit Lilli Hollein, der Erfinderin der Vienna Design Week. Über Frau Stekl von „Wäscheflott“ und Brautkleider aus dem Katalog.

Gerd Millmann: Frau Hollein, kaufen Sie gerne Wienerisch?

Lilli Hollein: Ich kaufe irrsinnig gern lokal. Man spricht ja gerne von der Smart City. Smart City heißt für mich auch: da gibt es einen kleinen Tischler bei mir in der Gasse. der bietet hohe Expertise, dieser Tischler baut mir eine kleine Tür, damit die Kinder nicht die Stufen runterfallen. und ich kann mir auch einen Inbusschlüssel ausborgen, wenn ich den brauche. Wenn man in eine Werkstatt reingeht und die vielen Schritte sieht, bis das Produkt endlich fertiggestellt ist und wenn man sieht, mit wie viel Liebe und Aufmerksamkeit das gemacht wird, dann versteht man erst, warum der Preis so ist, wie er ist.

Ist Wien ein Ort für kreatives Schaffen?

Hollein: Ich hab ja ein Design Festival gegründet, weil die Bedingungen damals nicht so toll waren. Aber: hier gibt es eine sehr große Anteilnahme an Kultur – im Positiven, aber auch im Negativen. als Peymann Burgtheaterdirektor war, hat jeder Taxifahrer das gewusst. Über die Gestaltung des Haas-Hauses hat die ganze Stadt diskutiert. Das ist eine Form von Emotion, die mir als Kulturmanagerin zugutekommt. In Istanbul zum Beispiel kommen zwischen 40.000 und 100.000  Leute  zum  Design-Festival. Und das in einer 20 Millionenstadt. Wir haben in Wien 37.000 Besucher – in einer 1,8 Millionenstadt.

Was bietet die Wiener Design- und Kreativszene eigentlich?

Hollein: Auf der einen Seite haben so viele Traditionsunternehmen überlebt. das freut mich sehr, wenn die die Trendwende schaffen und die nächste Generation bietet etwas Attraktives. Das weckt auch sentimentale Erinnerungen. Gleichzeitig gibt es diese voll im Hier und Heute verankerte Designerszene. Ich habe mir einen goldenen Rock von Arthur Arbesser geleistet, weil ich es super finde, dass man sich als junger Designer in der Modewelt durchsetzt. Der Markt hier ist eben klein, wenn man sich eine Nische aufbaut, klappt das aber sehr gut.

Elfenkleid zum Beispiel ist so ein Shop. Beim Hochzeitslieferanten, da kaufst du ja gerne lokal, denn ein Katalogkauf fürs Brautkleid ist wie ein aus dem Katalog gekaufter Bräutigam. Beides würde man gerne vorher probieren.

Wir sind hier im „Wäscheflott“-Shop, in der Wiener City, warum eigentlich?

Hollein: Weil die Chefin Beatrix Stekl eine langjährige Freundin  ist  und  weil  es  hier fantastische Kleidungsstücke gibt. Alles maßgeschneidert und alles hier in Wien genäht.

Beatrix Stekl: unser Geschäft in der Augustinergasse gibt es ja seit 1948, wir haben jetzt auch im achten Bezirk eine Filiale. Ich freue mich, dass nicht nur betuchte Kunden zu mir kommen, sondern auch Durchschnittsverdiener, die meinen: „Ich gönne mir ein maßgeschneidertes Hemd.“ Zu mir kommen auch Kunden aus London, die mir sagen, bei uns zu Hause gibt es maßgeschneiderte Mode gar nicht mehr. Darum kommen wir zu Ihnen nach Wien. Das macht mich natürlich stolz.


„Ich kaufe Wienerisch“ ist eine Initiative der Wirtschaftsagentur Wien. www.wirtschaftsagentur.at


Weiterführende Links